Fabel

Es hüpfte einst in grüner Tracht
ein Fröschlein durch des Frühlings Pracht
und freute sich der Wiese.
Wie kunterbunt war diese!

Doch floss durch diese Wiese, ach,
ein ziemlich wilder Wirbelbach
und’s Wasser rauschte schaurig.
Da stand das Fröschlein traurig.

Und neben ihm ein Fabeltier,
ein riesenhafter Himmelsstier,
stand an dem wilden Bache
und fauchte wie ein Drache.

Rot funkelte sein Augenlicht.
“Was suchst du hier, du grüner Wicht?”
so schnaubte wild der Riese.
Es zitterte die Wiese.

Da sprang das Fröschlein in die Flut
und kämpfte sich mit Todesmut
durch Wellen und durch Wogen.
So ward der Stier betrogen.

(meist Erzählung mit [menschlichen] Tieren [Tierfabel] und moralischer Schlusspointe, hier: mit Mut kann der Schwächere [Frosch] auch Stärkere [Stier] besiegen; ↪ auch Personifikation in “Lyrisch”; die Fabel hat nichts von ihrer Frische verloren)

(Jean-Jacques Grandville, 1842)