Dies grüne Ding? Du fauler Knochen!
Das Hemd ist weder neu noch schön.
So darfst du, sag ich, weder wochen-
noch sonntags auf die Straße gehn.
Und bei der Kreuzung dort, du Wicht,
was rennst du denn so rasch hinüber?
Meinst du etwa, bei rotem Licht
hilft dir ein grünes Hemd, mein Lieber?
In Rot bei Grün: Das ist famos.
In Grün bei Rot: Das lass man bloß!
In Rot, in Grün – bei Grün kannst gehn.
In Grün, in Rot – bei Rot bleibst stehn.
(paradoxe Verbindung von Gegensätzen [“Eile mit Weile”, oder Petrarcas Sonett 104, “Pace non trovo”, bekannt durch Liszts Vertonung: “Zum Krieg zu schwach, kann ich nicht Frieden finden, / Ich fürcht und hoffe, frier und glüh im Brande, / Zum Himmel flieg ich, schmacht im Erdenlande, / Nichts haltend, möcht ich doch die Welt umwinden.”], ↪ auch Oxymoron in “Humor” und Paradoxon in “Selt aber würdig”; auch Bejahung durch Verneinung und umgekehrt [Beginn des ersten Psalms: “Glücklich der Mann, der nicht geht im Rat der Frevler und im Weg der Sünder nicht steht und im Stuhl der Seuchen nicht sitzt”] )
Das grüne Hemd…, jaja – beschissen;
nach fünfzig Jahren sollt’ ich’s wissen.
Bei Rot…, stimmt – hätt’ ich warten müssen.
Ich war, wie immer, in Gedanken.
Du hast schon recht, mich auszuzanken.
(Nachgeben, Einlenken; Paromologie [Paromologia, Paramologie, Paramologia]: (scheinbares) Zugeständnis, um den eigenen Stand zu stärken [auch durch Witz: “Es war unverantwortlich von mir, die Hälfte der Bundestagsabgeordneten Idioten zu nennen! Ich bedauere meinen Ausrutscher! Selbstverständlich sind die Hälfte der Bundestagsabgeordneten KEINE Idioten!”]; vergleiche ↪ Einlenken und Vergeben in “Dramatisch” und Zugeben in “Geistlos”)
Dein Hemd ist zwar aus zartem Flaum,
doch standhaft wie der Tannenbaum:
Der grünt nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
Stiehlst du dich bei Rot hinüber,
kriegst du einen Nasenstüber.
Bist du Dieb aus Leidenschaft,
nehmen wir dich gleich in Haft.
(Exemplum [Paradigma]: Exempel [statuieren], Beispiel; ironisches Zitat: “Der grünt nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit”; → auch Anekdote mit Zitat in “Geistlos” )
Ein grünes Dirndl trag ich heute;
da werden mich bestimmt die Leute…
Die Ampel rot? Mensch, so ein Mist!
Nur zu! Doch, wenn ein Polizist…
Ich fürchte, dass ich rasen muss,
und hoffe nur, dass nicht ein Bus…
Ich wünsch mir, lieber Weihnachtsmann,
ein kleines rotes Feuerzeug
und einen grünen Hampelmann.
Herr Weihnachtsmann, ich danke Euch!
(Wunsch; ↪ Bibel: “O das du auff meine Gebot mercktest / So würde dein Friede sein / wie ein Wasserstrom / vnd deine Gerechtigkeit wie Meerswellen. Vnd dein Same würde sein wie Sand / vnd das Gewechse deines Leibs / wie des selbigen Kies des name nicht würde ausgerottet noch vertilget fur mir.” [Jesaja 48] )
Hier auf der Straß, ich lauf mit grünem Hemde rum;
ich hätte wirklich…, warum hab ich bloß…, zu dumm.
Dass unsre Ampel immer…, dieses Rot…, vergiss…
Wenns nicht gleich grün wird dann, ich geh jetzt rüber, tschüss.
(Anakoluth [Anakoluthon]: du schreibst mitten im Satz änderst du den Bau; das Ergebnis ist oft ein “Mischwesen”, eine Chimäre; Aposiopese [Aposiopesis]: du brichst einfach… (da ist das Ende von weg); ↪ auch Satzgefüge ohne Hauptsatz in “Satz”, Fehlende Folgerung in “Alltag” und Ellipse in “Selt aber würdig”)
“Chimären” [Mischwesen]: hier chinesische Grabhüter (鎮墓獸)
in der Sancai-Glasur [drei Farben] der Tang-Dynastie (618-907)