Gedenkrede

Epilog, Epitaph

Es war das Leben ihm zu lau, zu lasch.
Das Ohr der Welt verstand ihn nicht, das müde.
Zu feurig sang sein grüner Geist, zu rasch
verglühte er. Doch während wir frigide
vor Trauer schweigen, singet seine Asch
in mächtigem Choral und kühnem Liede.
So schreitet er gewaltig durch den Tod.
Und hinter ihm erlischt das Ampelrot.

(Grab-, Gedenkrede; ↪ Goethe auf Schiller: “Und hinter ihm in wesenlosem Scheine / Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.”; Stanze: abababcc ↪ Stanze in “Vers”;

Goethe-Schiller Denkmal in Weimar

“Sechs Monden sind’s, da standen wir hier an demselben Orte; klagend, weinend: denn wir begruben einen Freund. Nun wir wieder versammelt sind, laßt uns gefaßt sein und mutig: denn wir feiern einen Sieger. Hinabgetragen hat ihn der Strom des Vergänglichen in der Ewigkeit unbesegeltes Meer. Ausgezogen, was sterblich war, glänzt er ein Sternbild am Himmel der Nacht. Er gehört von nun an der Geschichte. Nicht von ihm sei unsere Rede, sondern von uns. / Wir haben einen Stein setzen lassen. Etwa ihm zum Denkmal? Uns zum Wahrzeichen! Damit noch unsre Enkel wissen, wo sie hinzuknieen haben, und die Hände zu falten, und die Erde zu küssen, die sein Gebein deckt. Einfach ist der Stein wie er selbst war im Leben, nicht groß; um je größer, um so spöttischer wäre ja doch der Abstand gegen des Mannes Wert. Der Name Beethoven steht darauf, und somit der herrlichste Wappenschild, purpurner Herzogsmantel zugleich und Fürstenhut. Und somit nehmen wir auf immer Abschied von dem Menschen, der gewesen, und treten an die Erbschaft des Geistes, der ist und bleiben wird.” – Franz Grillparzer Rede am Grabe Beethovens bei der Enthüllung des Denksteines, 1827)

Grillhoven

Franz Grillparzer und Ludwig van Beethoven