Fünf Füße in der Stanze

Fünf Füße? Gut – da schreib ich eine Stanze.
Mein Hemd hat heut die Farbe der Limone,
auch der Limette, selbst der Pomeranze.
Gelb sind die Hosen, gelb wie die Zitrone,
wenn ich so als Kanarienvogel tanze,
und rot die Schuh’ – das kratzt mich nicht die Bohne!
Nun gut, ich geh in allen Ampelfarben.
Gewiss darf ich bei Rot hinübertraben.

(die Stanze [Ottava rima] abababcc; → auch Stanze in “Pompös”; berühmt durch Ariosto und Tasso; treibt nach vorn auf das “Fazit” des abschließenden Paarreims; [“Farben” / “traben” ist allerdings ein recht unreiner Reim]; abschließendes Reimpaar → auch Englisches Sonett)

Vincenzo Catena: Lodovico Ariosto, 1512