Füllungsfreiheit in der Ballade

Er hat es getragen viele Jahr,
und es leuchtete hell und hehr.
Sein Hemd, das ihm immer am liebsten war,
es grünt schon lang nicht mehr.

Da ist er gewandert manche Stund
auf einem gepflasterten Pfad.
Die Füße, die müden, die lief er sich wund.
Sein Bein ihm schmerzen tat.

Und als die Ampel, die rote, schien,
wurde ihm so weh.
Er wandte sich weg, er wollte entfliehn,
als wenn er sie nicht säh.

Nun ist er verschwunden lange Zeit,
ward nimmermehr gesehn.
Die Ampel, die rote, hat’s bitter bereut.
Sie steht nur noch auf Grün.

(Die Füllungsfreiheit hängt manchmal vom Zahnarzt ab…, aber hier bezieht sie sich auf die freie Anzahl der unbetonten Silben; es können jambische oder “anapästische” Füße sein, doch da man die Jamben dehnt beim Vortrag wirkt es eher wie ein “epischer” Dreiertakt; Chevy-Chase-Strophe: Volkslied aus England, → Theodor FontaneArchibald Douglas”: “Ich hab’ es getragen sieben Jahr, / und ich kann es nicht tragen mehr, / wo immer die Welt am schönsten war, / da war sie öd’ und leer.”; der “epische Dreiertakt” hat nach Jahrhunderten nichts von seiner Frische verloren; vergleiche → Knittelvers)

Theodor Fontane