Anamnesis + Diatyposis (+ Amphibrachys + Alliteration + Klimax)
Als Schüler da war ich ein scheußlicher Bengel,
ein schludriger Schlingel, kein artiger Engel,
ein Scheusal, ein Dummkopf, ein Böser, ein Wicht:
Ich hörte die Worte der Lehrerin nicht.“Sei fein und adrett, doch stets vornehm bescheiden,
zu farbige Hemden, die sollst du vermeiden,
sei wach auf der Straße, geh niemals bei Rot!”
Das sagte die Gute – schon lang ist sie tot.Doch kaum kommt die Pause, da spür ich ein Jucken,
ein Kribbeln, ein Krabbeln, ein Zappeln, ein Zucken.
Schon lauf ich nach Hause. Schon renne ich munter
im grünsten der Hemden die Straße hinunter.Die Kreuzung. Es kommen mir Autos entgegen.
Die Ampel ist rot, doch ich schlittre verwegen.
Ein Hupen, ein Kreischen, ein Schlag und ein Schrei –
dann wurde es schwarz und dann war es vorbei.Sechs Monate krank – intensive Station,
dem Tode entrissen durch Operation;
so ward ich gerettet, entkam ich dem Grabe
und wurde von nun an ein artiger Knabe.
(Anamnesis [Anamnese]: Erinnerung; Diatyposis: gute Ratschläge; Amphibrachys → Amphibrachys in “Vers”; die lustige Lebhaftigkeit in diesem Beispiel kommt weder von der Erinnerung noch von den guten Ratschlägen sondern vom Amphibrachys, von Alliteration, Asyndeton, Superlativ, Accumulatio, Klimax, etc.)
(Wilhelm Busch)