Antirrhesis + Apodioxis

Meine Hosenträger sitzen;
ihr Türkis schmeckt sehr pikant!
Hörst du nur auf Nörgelfritzen,
tja, dann bist du ignorant.

Tschüss, ich gehe, und bis später!
Was, bei Rot darf ich nicht gehn?
Mensch, du bist ein Miesepeter.
Nein, ich will dich nicht mehr sehn!

(Zurückweisung eines Standpunkts; Apodioxis [Abominatio, Bdelygmia]: nachdrückliches Ablehnen; → Jesus zu Petrus: “Hebe dich, Satan, von mir! du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist.” [Matthaeus 16 23]; → auch Bdelygmia in “Pompös”)

Metallage

Ach, stopp dein “Zieh es aus” Gestöhn,
hör auf mit diesem “Giftig Grün”
und lass das “Steh bei Rot” Gedröhn!

(Satz oder nicht-Hauptwort als Objekt; vergleiche auch andere grammatische Manipulationen ↪ Anthimeria in “Lyrisch” und Anthimeria in “Selt aber würdig”)

Argumentum ad baculum

Wenn dir dies grüne Kleid gefällt,
dann klau’s – ich streich dein Taschengeld!

Geh nicht bei Rot! Willst du mich necken?
Gleich kriegst du meinen Stock zu schmecken!

(Strafandrohung, ↪ auch Üble Vorhersage in “Geistlos”; vergleiche ↪ Mitleid erweckend in “Dramatisch”; die polemischen Argumente: ↪ Argumentum ad hominem, Argumentum ad ignorantiam, Argumentum ad misericordiam)

(Wilhelm Busch)

Argumentum ad ignorantiam

Und bitte zeig mir, wo’s geschrieben steht,
dass man in grünem Hemd bei Rot nicht geht!

(Ignoranz, manchmal geheuchelt; ↪ auch Leugnen in “Geistlos”; vergleiche auch polemische Argumente ↪ Argumentum ad baculum, Argumentum ad hominem, Argumentum ad misericordiam)

Anticategoria

A m a l i a.
    Was trägst du denn, Cornelia, für’n giftig grünes Kleid?
C o r n e l i a.
    Mein Kleidchen sah dein Totenhemd und wurde grün vor Neid.

C a r o l i n e.
    Was musstest du, mein lieber Karl, bei Rot hinübergehn?
K a r l.
    Das musste ich, mein lieber Schatz, denn, ach, du bliebest stehn.

---

C a r o l i n e.
    Trägst du das Grüne, wird mir schlecht!
K a r l.
    Ich gehe nackend, ist schon recht!

C a r o l i n e.
    Gehst du bei Rot, so wirst du sterben!
K a r l.
    Drum gehe ich! Dann wirst du erben.

(Retourkutsche [von carrosse de retour], Retort: häufig in dramatischen Theaterstücken, Filmen und Seifenopern; vergleiche → Wortgefecht und Gegenfrage in “Dramatisch” und Gegenbeschuldigung in “Geistlos”)

Consolatio + Sarkasmus

G r e t e.
    Mein grüner Zopf! Oh weh, mein lorbeergrüner Zopf!
H a n s.
    Nicht schlimm! Das ist auch andren schon passiert.
    Was macht’s, wenn ein paar Haare man verliert?

G r e t e.
    Und bei der Kreuzung, da verlor ich meinen Kopf!
H a n s.
    Na ist doch prima! Ach, das passt doch sehr:
    Denn ohne Kopf brauchst du den Zopf nicht mehr.

(Trost; Consolatio: eigentlich eine Trostrede; Sarkasmus: bitterer Spott, Hohn, ↪ auch Mocken in “Dramatisch” und Sarkasmus in “Humor”)

Philophronesis + Syngnome

X.
    Ich bin nur kurz bei Rot gelaufen,
    um mir ein grünes Hemd zu kaufen.
    Es fehlte mir die rechte Ruh.
    Ich glaubte, das Geschäft macht zu.

Y.
    Dies sind zwar keine guten Gründe,
    doch ich vergeb’ dir deine Sünde.

(Philophronesis [Philophronese]: Einlenken, Besänftigen; Sygnome: Entschuldigung, Vergeben einer Missetat [ein ziemlich obskurer Begriff]; ↪ auch Nachgeben in “Alltag” und Zugeben in “Geistlos”)

Mycterismus

F r o s c h.
    Ich dichte fast schon wie der Goethe!
M ü c k e.
    Was quakst du da, du grüne Kröte?

F r o s c h.
    Rotlicht, find ich, inspiriert!
M ü c k e.
    …quakt der Frosch und ist krepiert.

(Mocken, Hohn, spöttische Geste; ↪ auch Sarkasmus in “Dramatisch” und Sarkasmus in “Humor”)

(Rolf-Peter Wille)

Brevitas + Ironie

X.
    Er ging in Grün und sehr verschwiegen.
Y.
    Das ist gediegen.

X.
    Er ging bei Rot – vorbei das Leben.
Y.
    Das war daneben.

(wortkarg, knapp, lakonisch, “spartanisch”; Ironie ↪ auch Ironie in “Lyrisch” und Ironie und Knappe Schlussfolgerung in “Humor”)