Oxymoron
Mit nacktem Kleide, grün, verziert mit blassen
ganz dunkelgrell gestreiften Flecken,
lauf ich gelassen durch die breiten Gassen
rund um die Uhr und alle Ecken.In stiller Eile steht die laute Menge,
herrliche Damen, zarte Rocker…,
doch mir wird’s an der Ampel dort zu enge.
Ich reiß mich cool vom heißen Hocker.
(scharf-dumm; → Dunkel war’s, der Mond schien helle; im folgenden Beispiel folgt das Oxymoron einem Paradoxon: Prof. Kupfer – genannt “Gott Kupfer” – hält sein Wohnzimmer in strikter Unordnung, um sich selbst vorzumachen, er sei ein Bohmien: “Er fuhr die Wirtschafterin grob an, wenn sie beim Staubaufwischen die Stöße geschlichtet hatte […] und all die übrigen Gegenstände nicht auf jenem Platz stehengelassen hatte, auf den nicht hinzugehören ihre tägliche Bestimmung war. Auch in den Laden des Schreibtisches herrschte stramme Schlamperei.” [Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber]; nicht alle Oxymora sind witzig; hier ein recht evokatives Beispiel: “Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends / wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts / wir trinken und trinken / wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng” [Beginn der Todesfuge von Paul Celan]; → auch Enantiosis in “Alltag” und Paradoxon in “Selt aber würdig”)