Verwechslung

Hypallage

Ich sage mir, drum glaub es dir,
wenngleich ich dich nicht frug:
Ein Hemdlein ging so grün auf mir,
als ich die Straße trug.

Da fiel mein Auge mir, oh Schreck,
grad in das Ampellicht,
rot lief mir das Verbot hinweg,
verlor mich mein Gesicht.


Willst Ampelrot du überstrampeln
solltest du in Hemdgrün hampeln.

Marc Chagall: Der Spaziergang, 1917

(es verwechselt mich; “verschobenes Epitheton” [nicht “mein Gehen” ist “grün” sondern mein “Hemd” und es “ging” nicht “auf mir” sondern “ich” “auf der Straße”]; häufig bei Schiller: “der Lieder süßen Mund” [Die Kraniche des Ibykus], “der Saiten goldnes Spiel” [Kassandra]; die Güte des folgenden Beispiels, einer originellen Vermischung von Ellipse und Hypallage, verdanke ich Herrn Steigertahl, meinem Deutschlehrer: “Hättest du die Güte des Kaffees?” [für “wärest du so gut, mir den Kaffee einzuschenken?”]; → auch Hypallage in “Episch”)

Steigertahl

Hans-Joachim Steigertahl, Neue Oberschule Braunschweig, 1973