Paronomasie
Ich fand, als ich die Sach erwog,
dass Doktor Gruen, mein Psycho, log:
denn weder Gürtel- noch Neurose
erblühten rot in der Psyc Hose.
(nicht der Psychologe in meinem Beispiel)
(Wortspiel, ↪ auch Paronomasie in “Reim” und Metathese in “Selt aber würdig”; Einfallsreichtum verlangt die Übersetzung von Wortspielen z.B. in Shakespeare: so hat Wolf Graf Baudissin das Wortspiel conceive = verstehen [“I cannot conceive you.”] versus conceive = [ein Kind] empfangen [“Sir, this young fellow’s mother could”] folgendermaßen übersetzt: “KENT. Ist das nicht Euer Sohn, Mylord? / GLOSTER. Seine Erziehung ist mir zur Last gefallen: ich mußte so oft erröten, ihn anzuerkennen, daß ich nun dagegen gestählt bin. / KENT. Ich verstehe Euch nicht. / GLOSTER. Seine Mutter und ich verstanden uns nur zu gut, und dies Einverständnis verschaffte ihr früher einen Sohn für ihre Wiege, als einen Mann für ihr Bett. Merkt Ihr was von einem Fehltritt?”, Christoph Martin Wieland hingegen: “Kent. Ich begreiffe euch nicht. / Gloster. Die Mutter dieses jungen Menschen konnt’ es; sie bekam davon eine gewisse Geschwulst, und zulezt, Sir, fand sich, daß sie einen Sohn für ihrer Wiege hatte, ehe sie einen Gemahl für ihr Bette hatte. Riechet ihr den Fehler?” [King Lear], erst nach zweimaligem Lesen begriff ich die Doppeldeutigkeit von “begreiffen”; hier noch eine weitere Wortspielerei von mir selbst – ein Limerick Gedicht – das auch in’s Kapitel “Akrobatik” passte:
Vers Offenheit
Ein freier Verseur aus Frisoffen
der machte die Leser betroffen:
so locker die Verse!
So lässig schrieb er se,
so flüssig versiert und Vers offen.
Drum Dichter, schreib’ offene Verse –
gereimte sind leider perverse!
Ein redliches Hoffen
bleibt ehrlich Vers offen –
die Reimkunst? Zur Schleim Gunst erklär’ se!
Was willst Du die Wörter verwenden,
um uns durch Rhetorik zu blenden?
Nach rechtem Ermessen
darf niemand Vers essen
und affig mit Reimen Vers enden.
Vermeide solch eitele Pfauen,
die heute auf Metrik noch bauen!
Auch jene Gelehrten,
die dichten Vers ehrten,
sie weiden auf Sumpf und Vers Auen.
Und übe Dich stets im Vers Tümmeln!
Wer mag sich zum Rhythmus noch lümmeln?
Galantes erlauben
dem saubren Vers Tauben
die lieblichen Täubchen beim Kümmeln.
Prosodisches sollst Du verbannen,
denn Strophisches fördert Vers Pannen.
Wer kann es noch brauchen,
verkrampftes Vers Tauchen?
Prosaisch drum dichten wir Mannen!
Verlog’ner Vers Ahnen Vers Tunken
ist prustend in Prunksucht ertrunken.
Wer will uns Vers Igeln
die Stacheln ausbügeln?
Verschwindet Ihr Frösche, Vers Unken!)