Katachrese, Metalepsis
Nun gehe ich schon manche Stunde.
Mein Hemd ist eine grüne Wunde,
die Ampel gar der rote Wahn –
rüber, rüber, Affenzahn!
(wild gewordene Metapher; ↪ auch Bildbruch in “Lyrisch” und Wort in neuem Kontext in “Humor”)
Katachrese, Metalepsis
Nun gehe ich schon manche Stunde.
Mein Hemd ist eine grüne Wunde,
die Ampel gar der rote Wahn –
rüber, rüber, Affenzahn!
(wild gewordene Metapher; ↪ auch Bildbruch in “Lyrisch” und Wort in neuem Kontext in “Humor”)
Icon
Da brodelt dieser Zwerg im Dampfe
seiner roten Wut.
Und er sinniert
recht konzentriert,
er meditiert,
philosophiert
und zitroniert,
und überlegt, ob er hinüberstampfe.
Sei auf der Hut:
Ist dies nicht Yoda vor dem Kampfe?
(Yoda übrigens ist grün, so dass mein Bild doch immerhin eine grüne Figur bei Rot zeigt; Icon ↪ auch Metapher + Simile in “Lyrisch” und Personenbeschreibung in “Dramatisch”)
Brachylogie
Mein Hemd, Hos’, Mantel, Mütze grün kariert
bin ich trotz Kälte, Regen, Rot marschiert.
(Brachylogie [Brachylogia, Brevitas]: knappe Ausdrucksweise, hier: fehlende Artikel und Konjunktionen, ↪ auch Asyndeton in “Spannung”; nicht zu verwechseln mit wortkarg, ↪ Lakonisch in “Dramatisch”)
Accumulatio, Klimax + Antiklimax + Asyndeton + Enargia
Die Kleidung, diese Rüstung, dieser Panzer,
der neue Schnitt, die Mode, diese Farbe,
dies wahre Wunder, diese Augenweide,
dies Grün vom Paradiese, dies Türkis,
dies Kunstwerk, diese Seide, dieses Hemd…,
…dies teure, teure Hemd…,
klebt einem alten, nassen Lappen gleich
– ich zittere, es auszusprechen –
von Schweiß durchtränkt mir an der Haut.Der Himmel dunkel, duster, schauerlich,
droht mit Gewitterschauern, mit Orkan.
Ich gehe, eile, renne, flieg – da hemmt
das Rot von einer Ampel meine Flucht.Sekunden, Stunden, Tage, Ewigkeiten –
es warten Hunde, Menschen, Motorräder,
gewalt’ge Omnibusse, Lastkraftwagen
und stieren auf den Asphalt, starren, glotzen,
Motoren schnarchen, rülpsen, Drachen speien –
– und ich?
Und ich…, verklemmter Knilch…, beknackter Dichter
geh langsam, schreite cool hindurch.
(eine Figur – eine Idee – eine Offenbarung, mein Beispiel parodiert die berühmte “England Rede” von John of Gaunt in Shakespeares Richard II; ↪ Perioden in “Satz”; Accumulatio [Akkumulation]: Anhäufung sinnverwandter Wörter; Klimax (Climax): Accumulatio mit stufenweiser Steigerung [Kleist: “Bin ich ein Pfeil, ein Vogel, ein Gedanke,…?”; Rumpelstilzchen: “Heute back’ ich, morgen brau’ ich, übermorgen hol’ ich der Königin ihr Kind”]; ↪ auch Perioden in “Satz” und Klimax in “Episch”; bei stufenweiser Verminderung ist es der Antiklimax [Anticlimax]; Asyndeton: ohne Konjunktion, ↪ auch Bildsprung in “Lyrisch” und Brachylogie in “Spannung”; Gegenteil ↪ Polysyndeton in “Episch”; Enargia: lebhafte Schilderung)
Hyperbel
Mein Hemd, weit grüner als ein Meer von Fröschen,
strahlt durch die Menschenmenge feurig hell
wie eine Supernova durch das All.
Und ich muss rasen, rennen, pesen, preschen
wie die Rakete – doch zwölfmal so schnell -,
da bringt mich diese Ampel hier zu Fall.
Ich stürze in den Kampf wie ein Zelot,
die Ampel schwimmt in ihrem eignen Rot,
und hinter mir die Autoschlange: tot!
(die tollste Figur des Multiversums; Hyperbel [Hyperbole]: Übertreibung, vergleiche auch ↪ Komparativ und Superlativ in “Wort” und Adynaton in “Spannung”; das Gegenteil ist Understatement, ↪ Tiefstapeln in “Geistlos” und Litotes in “Selt aber würdig”)
Adynaton
Eh’r trüg ich Mondanzüge auf dem Mars,
eh’r einen rosaroten Frack
zu der Beerdigung von Mister Schwarz,
eh’r trüg ich einen alten Sack,
eh’r die Perücke ungekämmt
als dieses garstig grüne Hemd.
(Doch ach, es hängt schon jahrelang
nur dieses hier im Kleiderschrank.)Eh’r taucht ich täglich in den Tiber,
ja, um die Erde schwämm ich lieber,
ich flög zum Jupiter hinüber,
verspeiste auch mit viel Genuss
zum Abendbrot den Uranus,
spräng in den Rachen gar vom Tod,
putzt ihm die Zähnchen noch zur Not,
als dass ich rüberging bei Rot.
(Doch eher wird die Sonn’ verglühn,
als dass die Ampel springt auf Grün.)
(eher schrieb ich Adynatons, als …; eine übertriebene Form der Hyperbel; ↪ “Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.” [Markus 10]; ↪ Falstaffs Bemerkung über den Prinzen, dessen Kinn “noch nicht flügge” ist: “Mir wird eher ein Bart in der flachen Hand wachsen, als er einen auf der Backe kriegt,” [Shakespeare Henry IV, zweiter Teil])