Mein Hemd! Ganz grün! Du liebe Not!
Was?! Noch ‘ne Ampel?! Ach du Schreck!
Das geht nicht weg! Das blöde Rot!
Mein Gott! Wie ist das widerlich!
Springt nicht auf Grün! Gleich springe ich!
Hinüber! Jetzt! Mensch, so ein Dreck!
(Ausruf!!!!!; anders als die Befehlsform [Imperativ] des Zeitworts: dieser Ausruf bedarf gar nicht unbedingt des Zeitworts; vergleiche auch ↪ Imperativ in “Lyrisch”, Gottesanrufung + Ausruf in “Pompös” und Einwurf in “Humor”; die Wirkung hier ist übertrieben dramatisch; ↪ auch Diakope in “Dramatisch”)
Um Himmels Will’n:
Ein grünes Hemd? Bescheuert!
In dieser Stadt? Bescheuert!
Bei rotem Licht? Bescheuert!
(Epipher [Epiphora, Epistrophe]: Wiederholung gleicher Kadenz (hier “Bescheuert”) in aufeinander folgenden Versen, Zeilen, Sätzen, etc. [“I swear to tell the truth, the whole truth and nothing but the truth!”]: sehr kernige Wirkung; das Gegenstück, Wiederholung des Anfangs ist die Anapher; die Verbindung von Anapher und Epipher ist die Symploke und die Wiederholung der Kadenz durch den Neuanfang die Anadiplose)
(“die Wahrheit,
die ganze Wahrheit
und nichts als die Wahrheit!”)
Ein Mann, der grüne Hemden trägt,
ist der denn noch normal?
Und sind Verbote festgelegt,
ist das dann nur formal?
Und wenn auf Rot die Ampel steht,
soll er das nicht beachten?
Und wenn er doch hinübergeht,
soll man ihn da nicht schlachten?
(bedarf keiner Antwort…; Erotema [leider nicht mit Erotik verwandt]: Scheinfrage, die eigentlich nur die Ansicht des “Fragenden” verstärkt; dies ist eine der häufigsten Redefiguren; Pysma: gehäufte Fragen, → Pysma in “Dramatisch”)
Nicht reden möcht ich über Hemden.
Die grünen? Nein, hat keinen Sinn!
Dies würde uns doch nur befremden.
Und was bringt solches für Gewinn?
Was du getan hast wird sich rächen.
Wir woll’n das lieber überseh’n.
Von roten Ampeln soll ich sprechen?
Das Thema will ich übergeh’n.
Die Ampel da, die kleine rote?
Egal, dass man sieh übersah!
Was int’ressieren uns Verbote?
Verbote sind für andre da.
(ich will hier nicht davon reden, dass…; Apophasis, Paralipsis [auch Paralipse, Proslepsis, Praeteritio, Präterition]: etwas absichtlich erwähnen, indem man vorgibt, es übergehen zu wollen; eine hübsch “fiese” Figur, aber ich will hier kein Urteil über diese heimtückische Strategie abgeben; eine “ehrliche” Auslassung hingegen ist die Ellipse; Rhetorische Frage → Rhetorische Frage in “Dramatisch”; Ironie → Ironie in “Lyrisch”, Ironie in “Dramatisch” und Ironie in “Humor”)
U n w i l l e. Schon wieder trägst du es, schon wieder,
als hättst du nur dies eine noch!
Dies grüne Hemd wirkt etwas bieder… W i l l e.
Doch steht’s mir ja, es steht mir doch!
(sieht eine Ampel)
Mein Gott, schon wieder Rot, mein Gott! U n w i l l e.
Flott rüber, nur nicht warten, flott!
(Wort bla bla bla Wort; Epanalepse [Epanalepsis]: Wortwiederholung, meist am Anfang und Ende des Verses [Satzes], meist mit eingeschobenen Wörtern, [“Le roi est mort, vive le roi!”],↪ auch Wiederholungen in “Episch”, Diakope in Dramatisch und Diakope in “Humor”)
Die Garantie ist fünfzig Jahr
auf dieses Kleidungsstück.
Verblasst das Grün von dem Talar,
kriegst du dein Geld zurück.
Vertraue mir und renne flink
bei Rot, empfehle ich.
Bemäkelt dies ein Jämmerling,
dann schieb die Schuld auf mich.
(persönlich bürgen, Garantie geben; → Brutus – nachdem er Caesar erdolchte – in seiner Rede zu den Römern: “Hiermit trete ich ab: wie ich meinen besten Freund für das Wohl Roms erschlug, habe ich denselben Dolch für mich selbst, wenn es dem Vaterlande gefällt, meinen Tod zu bedürfen.” [Shakespeares Julius Caesar])