Klapphornvers

(Schabenfreude)

Zwei Knaben gingen in grünem Gewand.
Der eine Knab eine Schabe fand.
Da trat der andere Knabe
brutal auf diese Schabe.

Zwei Ampeln standen nach altem Brauch.
Die eine war rot und die andere auch.
Da wollten die beiden Knaben
ganz frech hinübertraben.

Zwei Knaben liefen im Affenzahn.
Der eine fiel fast vor die Straßenbahn.
Jedoch der andere Knabe
ward platt wie eine Schabe.

Zwei Schaben krabbelten durch den Schutt.
Die eine war platt und die andre kaputt.
Da sagte die andere Schabe:
“Da vorn liegt ein leckerer Knabe.”

Zwei Schaben saßen bei Ampelrot
und labten sich beide am Abendbrot.
Es sind die grüneren Knaben
für Schaben die köstlichsten Gaben.

Zwei Schaben fraßen den Knaben weg.
Da wurde der Knabe zu Schabendreck.
Man sieht auf dem Asphalt noch immer
im Licht einen grünlichen Schimmer.

So spielt das Leben mit Grün und Rot
verknüpfet ewig das Glück und die Not.
Dem Knabenkummer und -leide
entkrabbelt die Schabenfreude.

(aabb; bb meist unerwartete Folgerung)

Rolf-Peter Wille: Homo Taipeiensis Cannibalis