Hexameter und Pentameter im Distichon
Kühn im Grünhemde schwillt des Helden heiliger Heißmut.
Bei dem Rotlichte schon, schreitet er stoisch und stolz.
In der Grünhose schwillt des Helden mächtiger (Hochmut).
Leider beim Rotlichte dann …, schrumpfet er schimpflich zusamm’n.
(Distichon [Distich, elegisches Couplet]: ein Verspaar [Hexameter und Pentameter]; nicht zu verwechseln mit Distichomythie; → “Xenien” Goethes und Schillers; wirkt “antik”, leicht pompös; in seinen Liebesgedichten [Amores] entschuldigt sich Ovid für seine elegischen Distichen; er habe im heroischen Vers [Hexameter] Schlachten besingen wollen, aber Cupido habe ihm einen Fuß aus dem unteren Vers gestohlen [Pentameter], so dass er nun die Liebe besingen müsse:
War mein Beginnen: dem Stoff sollte entsprechen die Form.
Gleich lang waren die Verse; da lachte Cupido und heimlich
Stahl er dem unteren Vers einen der Füße hinweg”
[…]
“Wehe mir! Sichere Pfeile besaß der Knabe: ich brenne
Und in der friedlichen Brust tobt schon der Liebe Gewalt.
Sei’s, sechsfüßig denn hebe mein Vers sich, er sinke mit fünfen –
Eiserne Kriege, lebt wohl, sammt dem heroischen Vers!”
[…]
[übersetzt von Hermann Oelschläger]
dem Pentameter fehlt eigentlich gar kein Fuß sondern nur die Senkungen nach der dritten und sechsten Hebung; er wirkt wie eine Kadenz oder ein Fazit nach dem bewegenden Hexameter; zur Zäsur nach der dritten Hebung vergleiche auch → Alexandriner in “Vers”)
Publius Ovidius Naso [Ovid]